Prinzip Gonzo


Fleck und Frevel

2018

Prinzip Gonzo lassen sich für ihr neues immersives Abenteuer von einem literarischen Schwergewicht inspirieren und tauchen ein in das St. Petersburg von Dostojewskij. Dabei werden Motive aus »Verbrechen und Strafe« zum Leben erweckt, aber auch Seiten aufgeschlagen, die Dostojewskij so nie geschrieben hat.
Prinzip Gonzo läd zu einer immersiven Auseinandersetzung mit der Frage, was passiert, wenn dem Menschen das Mitgefühl abhanden kommt.

Premiere am 8.11.2018 am Ballhaus Ost
Idee, Konzept und Realisation: Thea Hoffmann-Axthelm, Hanna Scherwinski und Prinzip Gonzo
Bühne: Thea Hoffmann-Axthelm
Kostüme: Hanna Scherwinski

“(…) Im Berliner Ballhaus Ost, wo das Kollektiv Prinzip Gonzo den Stoff nun unter der Überschrift “Fleck und Frevel” als Spiel adaptiert hat, hat Raskolnikow sein Gedächtnis verloren und damit jede Erinnerung an seine Tat. Raskolnikow, das sind an diesem Abend wir alle, die Zuschauer*innen. Die Aufgabe in diesem Spiel besteht nun darin, das Verbrechen an der Pfandleiherin Aljona Iwanowna und ihrer Schwester Lisaweta aufzuklären. Dazu wird man auf einen Parcours durch Motive und Räume des Romans geschickt; kann dort Romanfiguren begegnen und mit ihnen (und den vielen Mit-Raskolnikows) interagieren. (…) Und so arbeitet man sich langsam in den Romankosmos ein. Flaniert, liest Spuren, stellt Fragen, stöbert in den requisitenreichen Räumen, legt dabei immer mehr Hemmungen ab. (…) Ein wichtiger Schlüssel dazu ist das Set von Thea Hoffmann-Axthelm: eine Reihe von Räumen, die um ein großes Zimmer mit langer Tafel und morbidem Tischschmuck gruppiert sind. Hier befindet sich unter anderem das jämmerliche Zimmer Raskolnikows mit Bett, Tisch und Garderobenständer – in fünf Ausführungen. Einmal im Zustand am Tag der Tat, dann am Tag danach und so weiter. Der zunehmende Verwahrlosungszustand des Zimmers spiegelt den Seelenzustand des an seiner Tat und unter dem Druck der Investigationen von Ermittlungsrichter Porphyri Petrowitsch immer irrer werdenden Raskolnikow. Am Ende ist das Zimmer eine Landschaft der Verwüstung. Schwarz regnet ein unheimliches Gemisch aus Federn und Asche auf das Bett, Spuren des Bewohners gibt es kaum noch. (…) Und so kann man den Roman auf mehreren Ebenen erkunden: einmal, indem man als Raskolnikow sein Gedächtnis und die Erinnerung an den Mord wiederzuerlangen versucht und dabei immer genauer die ausgelegten Spuren zu finden und verstehen in der Lage ist; oder indem man sich in einzelne Verästelungen der Handlung begibt – in Randepisoden des Romans, die mehrteilig auf Kassettenrekordern erzählt werden, die einem plötzlich zugespielt werden (wenn man Glück hat). Oder man bleibt an einzelnen der allesamt sehr intensiv gespielten Figuren hängen. (…)” aus “Being Raskolnikow”
von Esther Slevogt, erschienen am 9.11. auf nachtkritik.de

Prinzip Gonzo erarbeitet regelmäßig und gemeinsam theatrale Umgebungen oder Spielräume, die ihrem Publikum individuell einzigartige Erlebnisse versprechen. Seit 2014 experimentieren sie hierbei mit dem Verhältnis von Narration und Wettbewerb.
Prinzip Gonzo verbindet das Bekenntnis zu Arbeitsweisen, die sich dem reaktionären Regie-Despotismus entgegenstellen und an die genialische Kraft der Gruppe glauben. Nach Spiel des Lebens (2014), Monypolo I (2016) und Monypolo II(2017) in Kooperation mit dem Ballhaus an anderen Spielorten, bespielen Prinzip Gonzo mit Fleck und Frevel zum ersten Mal den Saal des Ballhaus Ost.

Fotos der ersten 5 Collagen (c) Anna Eckold

Eine Produktion von Prinzip Gonzo in Kooperation mit dem Ballhaus Ost. Gefördert durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa und den Fonds Darstellende Künste e. V.