Schauburg München


Ein Iltis

2012

von Josephine Ehlert
Premiere am 15.04.2012 an der Schauburg München /Theater der Jugend

Bühne und Kostüme: Thea Hoffmann-Axthelm
Regie: Josephine Ehlert

So stellt sich das der Liebhaber nicht vor, wenn einen das junge Mädchen nach Hause abschleppt: Erst stößt man an Hirschgeweihe und dann liegt im Bett ein mannsgroßer Teddy. Seltsame Verhaltensweisen beschreibt Josephine Ehlert in ihrem Stück „Ein Iltis“, dessen Uraufführung sie in der Schauburg inszeniert hat. Was sie hier für Jugendliche entwirft, ist halb absurder Krimi, halb Sozial- und Generationenstudie. Undines Eltern haben sich in der Wohnung verschanzt mit ausgestopften Tieren und öffnen aus Angst nie die Tür. Papa (Rainer Lott) als Couch-Potato simuliert bellend einen Hund. Mama (Elisabeth Romano) kann Fernsehen und echtes Leben nicht mehr unterscheiden – auch nicht, als der TV-Kommissar (wunderbar schillernd als Detektiv-Entertainer: Thorsten Krohn) vor der Tür steht.
Die Tochter  (Undine Schmiedl) lebt an den Eltern vorbei: Discos, Drogen, Lover, nur keine Gefühle. Dann faselt Robert (Wolfgang Cerny) fundamentalistisch von der Lebensliebe –  und Undine schmilzt.
Thea Hoffmann-Axthelm baute  eine vollgestopfte Wohnung als Hindernis-Parcours. Der zynische Kriminaler findet darin  den Frauenmörder – und zwei  weitere Leichen. Die Wodka-Limonade war vergiftet, Schiller lässt grüßen.
Ehlert führt ihre Schauspieler gut, fragt spannend, aber langatmig, nach Wirklichkeit und Unwirklichkeit.
“Liebe im Hindernisparcours”, Gabriella Lorenz, in der Abendzeitung München vom 16.04.2012