Düsseldorfer Schauspielhaus


Bunbury

2013

Oder Ernst sein ist wichtig

von Oscar Wilde
Premiere am 13.12.2013 am Düsseldorfer Schauspielhaus
Regie: Sarantos Zervoulakos
Bühnenbild und Kostüme: Thea Hoffmann-Axthelm und Raimund Orfeo Voigt
Fotos: Sebastian Hoppe

“(…)Der 1980 in Thessaloniki geborene Regisseur Sarantos Zervoulakos gehtdie Sache mit einer ähnlichen und, wie sich zeigt, begründeten Nonchalance an. Zunächst räumt er im Düsseldorfer Kleinen Haus das Bühnenbild weg, den Salon, den Garten. Eine schwarze Ledercouch, eine Hollywoodschaukel, ein Swimmingpool mit “Männeken Piss”, das reicht. Auch an Kostümen scheint er sparen zu wollen: Algernon Moncrieff, der sich auf der Couch räkelt, ist fast nackt. Es ist schließlich Morgen. Aus dem beflissenen Butler macht der Regisseur einen Barpianisten, der als Sidekick von Zeit zu Zeit in die Handlung eingreift. Rechts und links stehen Riesenlampen wie auf einem Filmset. Mit anderen Worten: Die Gesellschaftskomödie wird auf ihr Substrat hin entblößt. Die Pointen können nun knallen und beißen, und sie tun’s, wenn auch zunächst in bedächtigem Modus – ohne Rücksicht auf ein vermeintlich genrespezifisches “Timing”(…)

Den Rest machen die Kostüme, die der Regisseur systematisch ins Aberwitzige treiben lässt (Raimund Voigt und Thea Hoffmann-Axthelm). Schließlich ist auch die Enthemmung eins der Themen des Stücks. Von schrillsten Hüten (wir sind in England) bis zur Hirschlederhose, von der (männlichen) Fuchsstola über goldene Hot Pants und vielfarbige Dirndl bis hin zur fast kompletten Nacktheit lässt man hier nichts aus. Oscar hätte seine Freude gehabt.”
aus: “Wo ist Ernst? oder Wenn Pointen bedächtig beißen” von Martin Krumbholz, Nachtkritik vom 13.12.2013