Volkstheater Wien


Hose Fahrrad Frau

2016

von Stefan Wipplinger

Premiere am 14.10.2016 am Volkstheater Wien
Regie: Holle Münster
Bühne und Kostüme: Thea Hoffmann-Axthelm

 

Pressestimmen

„Kein Gott gab Wipplingers Figuren zu sagen, was sie leiden. Aber in Holle Münsters hochkomischer Inszenierung, einer Koproduktion mit dem Max-Reinhardt-Seminar, ziehen sie sich tadellos aus der Affäre. Zunächst einmal besitzen sie die Anmut von Robotern, die sich mit eckiger Gebärde die Zähne putzen. (…) Nicht alle Probleme dieser vor Witz moussierenden Inszenierung kann das Förderband lösen. Aber von Wipplinger darf man sich noch viele kleine Dramen erhoffen.“
Ronald Pohl, Der Standard

„Carolin Knab (…), Reinhardt-Seminaristin im Abschlussjahrgang, verkörpert im Volx/Margareten ein cooles, lässiges Beinkleid, als wäre es das Natürlichste auf der Welt. Sie ist eine der Entdeckungen der (…) Uraufführung Hose Fahrrad Frau. Diese Koproduktion des Wiener Volkstheaters mit dem Max Reinhardt Seminar ist überhaupt eine ziemlich feine Sache. Einerseits geben neben Knab auch einige ihrer Kolleginnen und Kollegen (etwa Lennart Lemster, Enrique Fiß oder Alina Ilonka Hagenschulte) ihre Visitkarten für künftige Engagements ab, andererseits ist auch das erste Stück des in Berlin Szenisches Schreiben studierenden Oberösterreichers Stefan Wipplinger ein Versprechen für die Zukunft. Mit seiner Vielzahl von kurz angerissenen Szenen, Figuren und Situationen bietet er in Hose Fahrrad Frau nicht nur eine ideale Spielwiese zum Ausprobieren, er reißt auch moderne Themen zwischen Identitätssuche und Verlorenheit an, ohne zu langweilen. So großstädtisch ging es in der kleinen Volkstheater-Nebenspielstätte in Margareten jedenfalls schon lange nicht mehr zu.“
Sonja Harter, APA

„Einen Lebensphilosophen, artgerecht zum ‘Penner’ herunterstilisiert, lässt Wipplinger sagen: ‘Im Grunde ist eine Identität auch bloß ein Bündel Sachen. So wie ein Rucksack voller Merkmale und einem Namen vorne drauf. Deswegen ist sie völlig austauschbar.’ Holle Münster fand ein großes Bild für diese Behauptung: Die Mitspieler gleiten auf einem schrägen Förderband auf die Bühne und ruckeln wie Puppen zur Parade an die Rampe. Verzauberungsmimik paart sich mit Warenweltkälte: Lennart Lemster ein Fahrrad, Alina Ilonka Hagenschulte eine Hose. Traurig-komisch. In einer ‘Bibliothek’ machen ‘Bücher’ Faxen. Wenigstens hier überlebt Individualismus.“
Hans Haider, Wiener Zeitung

„Münster, ebenfalls Absolventin des Max Reinhardt Seminars, versteht es, philosophische Überlegungen mit amüsanten Wortgefechten im leicht frankophil-cineastischem Stil zu einem kurzweiligen Theatererlebnis zu machen. Die jungen Talente des Max Reinhardt Seminars bewiesen neben den anerkannten Volkstheatermitgliedern nicht nur Ausdrucksstärke, sondern auch höchste Professionalität. Diese Inszenierung sollte man sich nicht entgehen lassen.“
Linda Pietsch, European Cultural News

“Ohne was können wir nicht leben, worauf können wir problemlos verzichten? Gehört uns wirklich, was wir haben? Kann man alles kaufen, kann man alles auch tauschen oder leihen? Und was von dem, was wir haben oder nicht haben, macht uns zu dem, wer wir sind? „Im Grunde ist eine Identität auch bloß ein Bündel Sachen. Völlig austauschbar“, sagt ausgerechnet derjenige, der nichts hat, der nichts haben will, ein Sandler, gespielt von Stefan Suske. Er hat sich von allem materiellen Besitz befreit, lässt sich im schwarzen Federmantel über langer weißer Unterwäsche durch die Szenen treiben und nimmt dabei neue Figuren mit jeder Perücke, jedem falschen Bart, den er aufsetzt, an. Er ist der freie, ungebundene Spieler in einer Welt, in der die anderen verzweifelt ihren Platz suchen.(…)
Gekaufte Menschen und Gegenstände, für die man ähnliche Gefühle wie für seine Mitmenschen hat: Wie um diese Idee zu unterstreichen, lässt Regisseurin Holle Münster die Darsteller – die meisten sind Schauspielstudenten – zwischendurch auch unbelebte Objekte darstellen. Da formt sich das streitende Ehepaar plötzlich zu den Schwingtüren einer Bar, Schauplatz der nächsten Szene, an anderer Stelle werden Menschen – voller Leichtigkeit und Ausdruckskraft – zu Stehlampen, Büchern, Fahrrädern, einem Bärenfell auf dem Boden. Dann purzeln oder staksen sie wieder marionettenhaft in ihren schwarz-weißen Kostümen zwischen Trainingsanzug und Businesslook über die bis auf ein (laufendes) Fließbandgerät leere Bühne, lassen wilde Mimik spielen und schauen mit großen Augen ins Publikum: Die ungezähmte Spielfreude der (Nachwuchs-)Darsteller und Münsters verspielte, einfallsreiche Inszenierung machte den Abend zu einem großen Vergnügen.”
 Die Presse